Zum Todestag des Seligen Franziskus Jordan,
Gründer der Salvatorianer und Salvatorianerinnen

Kennen Sie den Begriff „German Angst“? In meinem Sabbatjahr ist er mir in England öfters begegnet. Dieser Begriff, der versucht, das „typisch Deutsche“ auf den Punkt zu bringen. Er beschreibt ein Lebensgefühl, das die Furcht vor der Zukunft und zugehörig das Streben nach Sicherheit umfasst. Ein Lebensgefühl auch, das so typisch deutsche Einrichtungen wie den Bausparvertrag hervorgebracht hat.

Pater Franziskus Jordan, der am 8. September 1918 verstorbene Gründer der Salvatorianer, kannte den Begriff der German Angst nicht. Er kannte aber das Lebensgefühl: die Ungewissheit, die nach Sicherheit suchen lässt und die Armut. Er kannte das Gefühl, man müsse es „recht“ machen, um bestehen zu können. Leistungsdruck nennt man das in unserer Zeit. Die Angst, die heute viele umtreibt, scheint es zu allen Zeiten gegeben zu haben.

Seit Jahren werden die Ängste der Deutschen erforscht. Im Jahr 2022 hätten die stark zugenommen. Es sind vor allem Ängste um das tägliche Leben: Bleiben Wohnungen und Lebenshaltung bezahlbar? Was macht der Klimawandel? Manche Ängste sind sehr konkret und manche eher diffus. Allerdings gehören sie zum menschlichen Leben. – Immer!

Was macht man mit den Ängsten? Weglaufen? Ertragen? Bekämpfen? – Das alles sind mögliche Reaktionen! Keine Sorge: Ich ziehe nicht das Beispiel des seligen Franziskus Jordan aus dem Hut und sage: Sehen Sie, der hat es mit dem Glauben geschafft, seine Ängste zu meistern! – So einfach war es nämlich nicht. Bis zum Ende hatte er mit seinen (Lebens)Ängsten zu kämpfen.

Freilich: auf die Einladung zum Glauben hat er sich eingelassen – als einen Weg. Es gibt in seinem Geistlichen Tagebuch ein Wort, aus dem ich persönlich immer wieder Mut schöpfe. Es lautet so: „Strebe nach dem Ziel und hab Vertrauen! Wirf dich in die Arme Gottes! Vertraue auf ihn; er vermag ja alles und liebt dich am meisten. Vertrauen! Vertrauen! Vertrauen! Vertrauen!“

Dieses Vertrauen wünsche ich Ihnen – und dass Sie immer wieder einen Grund für dieses Vertrauen finden.

Pater Friedrich Emde