Ein Impuls zur Ferienzeit

Der niederländische Autor Harry Mulisch hat vor vielen Jahren einen tollen Roman geschrieben: „Die Entdeckung des Himmels“. Im Roman greifen Engel massiv in den Lebenslauf zweier Freunde ein, um ihnen nach manchen sehr wunderlichen Um- und Irrwegen eine himmlische Dimension zu eröffnen.

Heute haben wir es eher mit der „Vermessung der Welt“ zu tun, wie Daniel Kehlmann in einem anderen Roman schreibt. Freilich: Hin und wieder kommt der Himmel noch vor: als Paradies. In diesen Tagen sind besonders die Urlaubsparadiese gesucht.

Leider klappt es mit denen auch nicht immer. Angeblich hat die Telefonseelsorge nach der Urlaubszeit besonders viel zu tun: Die Erwartungen an die paradiesischen Zustände: an Hotels, Strände und auch die Mitmenschen sind sehr hoch – Frust ist vorprogrammiert.

Lange bevor der Urlaub erfunden wurde, empfahl das dritte der Zehn Gebote den Menschen die Sabbat- bzw. Sonntagsruhe. Wenn uns das berufliche und auch das familiäre Leben an den Rand der Erschöpfung bringen, dann brauchen wir nicht nur Abwechslung oder Events, dann brauchen wir Möglichkeiten der Sammlung und des Zu-sich-Kommens. Und das geht, so haben Glaubende immer gewusst, nicht, ohne dass sie auch zu Gott kommen. Zu Gott kommen und zu sich kommen gehören zusammen.

„Gott nahe zu sein, ist mein Glück.“ Der Beter des Psalms 73 spürt, dass das Leben mit seinen Höhen und Tiefen insgesamt besser gelingt in Gottes Nähe.

„Gott nahe zu sein, ist mein Glück.“ Diese Erfahrung kann die Urlaubszeit durchaus schenken. Vielleicht spüren manche dieses Glück und die Unbeschwertheit am Pool, andere in einem Museum und wieder anderen bei einer anstrengenden Bergtour. Vielleicht ist das Glück auch in einem stillen Augenblick in einer Kirche zu finden. – Im Urlaub und auch sonst.

Das Evangelium vom Schatz im Acker und von der kostbaren Perle, das am 30. Juli gelesen wird, will uns daran erinnern, dass wir glücklich sein dürfen, weil und wenn wir eine Beziehung zu Gott gefunden haben. Um den Schatz heben und die Perle erwerben zu können, müssen wir uns jedoch möglicherweise von manchem trennen.

Die Entdeckung des Himmels, wie das Harry Mulisch formuliert ist womöglich doch eine spannende Sache. Die Nähe Gottes zu finden, die Perle und den Schatz zu heben – ich hoffe und wünsche Ihnen, dass Sie das in den nächsten Wochen erleben dürfen.

 

Pater Friedrich Emde SDS