Der Grund der Reise
Vor 70 Jahren errichteten wir Salvatorianer in Logroño / Nordspanien ein Knabenseminar. Die Neueintritte studierten in Passau und mehrere gingen als Missionare nach Lateinamerika. Die dortigen Projekte werden auch von deutschen Wohltätern unterstützt. 1992 richteten dann die spanischen Salvatorianer Amsala (= Asociación Misionera Salvatoriana para Latinoamérica) ein. Deutsche Spenden gehen über unser Münchner Büro dorthin.
Zum Eintritt in dieses Schülerheim bewog den jungen Fernando Lopez das Schwimmbad. Hier fand er den Weg zu uns Salvatorianern. So kam es, dass wir gemeinsam in Passau Theologie studierten. Vor 50 Jahren empfing er in seiner Heimat die Priesterweihe. 21 Jahre lang wirkte er in Venezuela. In letzter Zeit kümmert er sich um Amsala. Deshalb kam er auch regelmäßig zu Urlaubsvertretungen nach Deutschland. Seine Verbundenheit mit den Amsala-Unterstützern führte zu dieser Reise.
Tags darauf wendeten wir uns dem Jakobsweg zu und folgten ihm quer durch die Pyrenäen. Dabei zog uns immer mehr die bunte herbstliche Landschaft in ihren Bann. In St.-Jean-Pied-de-Port wandelten wir durch die beschauliche Kleinstadt. In Rioja ist er – so möchte ich behaupten – so etwas wie ein Lebensnerv. Wenn uns auch zu dieser Jahreszeit nicht viele PilgerInnen begeg-neten, so war das hohe Interesse vielfältig zu spüren. Mir kam die Frage in den Sinn: Könnte es sein, dass man über das Wandern auf diesem Weg dem Leben auf die Spur kommt und dabei irgendwann auf den Urheber, sprich: Gott trifft.
Zur Fahrt selbst
Nach Orange bei Avignon, das wir abends erwanderten, war Lourdes unser zweites Ziel. Dort beteiligten wir uns an der beeindruckenden Lichterprozession
Wer diese Gegend besucht, stößt auf altehrwürdige Klöster. Gleich am Dienstag waren wir in Najera, Valvanera und San Millan. Hier sind die Wurzeln der spanischen Sprache zu finden. Mächtige Gebäude mit großartigen Portalen, prächtigen Altären und Chorgestühlen, mit staunenswerten Gemälden und Verzierungen, wertvolle Bücher und liturgische Gewänder werden hier präsentiert.
Doch all das geht auf den gelebten Glauben zurück: Uralte Wallfahrten und Prozessionen haben diese Schätze entstehen lassen. In den Städten und Dörfern prägte er den Alltag und Jahreslauf.
Großartig wird all das den Besuchern nahegebracht. Rührt es aber wirklich an? Mir kommt so vor, als bliebe es eine fremde Welt.
Dazu passt ein spezielles Erlebnis in Santo Domingo de La Calzada, das wir an Halloween besuchten. Zusammen mit den Kindern durften wir durch die dunklen Gewölbe des mittelalterlichen Gefängnisses – mit entsprechender Ausgestaltung – ziehen. Ich frage mich, ob man so dem Sterben-müssen beikommt.
Nachfeier des Priesterjubiläums von P. Fernando
Vor mehr als einem Jahr kamen wir bei einem Treffen auf sein bevorstehendes Goldenes Priesterjubiläum zu sprechen. Da wollte ich mit Amsala-Freunden mit-feiern. Nach viel Hin und Her kam es in den Allerheiligenferien zu dieser Reise – eben zu dieser Nachfeier. Eröffnet wurde sie mit einer festlichen Messfeier am Dienstagmorgen – zusammen mit Mitbrüdern aus Madrid, die zu einer Besprechung nach Logroño gekommen waren. Am Abend stieg im Keller ein Grillfest. Dazu durften wir an Gottesdiensten und Mahlzeiten dabei sein. So erhielten wir einen breiten Einblick in Leben und Wirken des Jubilars.
Überschattet wurde unser Besuch vom Tod von Pater Roberto Herreros im vergangenen Mai, den ich ebenso seit Studienzeiten kannte. Er starb an einer Krebserkrankung. Jetzt fehlte er uns auf Schritt und Tritt. Es war selbstverständlich, dass wir zusammen mit unserem Gastgeber sein Grab besuchten und für ihn und die übrigen verstor-benen Salvatorianer beteten. Wir besuchten auch das benachbarte Grab der Eltern von P. Fernando.
Erst dann wendeten wir uns der Stadt am Ebro oder besser am Jakobsweg zu. Auch hier beeindruckten mich die herrlich renovierten Kirchen, die Ausschmückung des Jakobswegs und die grünen Parks mit den Statuen aller Art. Natürlich durfte die Führung durch eine frühere Bodega und am Ende die Einkehr in einer Bar nicht fehlen.
In dieser Woche kam uns die Zeitumstellung gerade recht. Doch gab es noch eine Überraschung: Erst nach 21:00 Uhr konnte man zu Abend essen; doch dann war es ratsam, schon reserviert zu haben. Dieses Zeitgefühl machte sich auch Salvatorianische Leben kräftig bemerkbar.
Ein weiteres Erlebnis berührte uns zutiefst: Als wir in der Heimat von P. Roberto die Bodega seines Freundes David Moreno besuchten, trafen wir den Seniorchef sogar persönlich. Es entwickelte sich ein angeregtes Gespräch. Zuletzt sang er zwei Gebete.
Ein Highlight war die Vorabendmesse auf Allerheiligen in der Kathedrale. Der Zelebrant betonte in seiner Ansprache, dass jede Christin und jeder Christ zur Heiligkeit berufen ist. Denn Gott setzt auf unser Mitwirken beim Wachsen seines Reiches.
Beim Besuch der Kirchen und Schatzkammern fiel mir auf, dass nicht erst in der Barockzeit Maria eine wichtige Rolle spielte. Schon im Mittelalter gab sie den Impuls zu vielen Wallfahrten. Jedenfalls begegnete uns die Gottesmutter auf vielfältige Weise. Oben sehen wir die Berufung Marias. Diese wendet sie und Ihr Leben. Rechts zeigt uns Maria ihr „verdrehtes“ Kind. Der Künstler will deutlich machen, wie sich Jesus nach links und rechts gleichzeitig zuwendet. Er ist für jeden da.
Christliche Solidarität – Grenzenlose Nächstenliebe: Das ist auch die Botschaft des Salvatorianers, Pater Fernando Lopez. 50 Jahre verkündet er sie zudem als Priester. 21 Jahre wirkte er in Venezuela (vgl. das Plakat im Collegio LatinoAméricano) und jetzt leitet er umsichtig und mit hohem Einsatz seit vielen Jahren unser Hilfswerk Amsala.
Wie sehr sein Dienst geschätzt wird, zeigte sich nun beim Jubiläum am 4. Oktober. Der Festgottesdienst fand eigens – mit internationaler Beteiligung – in der früheren Hauskirche statt. Auch unser Besuch sollte unsere Wertschätzung unterstreichen. Doch möchte ich an dieser Stelle anmerken, dass wir als die wohl mehr Beschenkten heimkehrten.
Wir aus dem Bad-Wurzacher-Raum sagen Dir, Fernando, ein herzliches Vergelt´s Gott.
P. Georg Fichtl SDS

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