Es gibt Bilder, die der Seele guttun. Diese Bilder lassen mich zur Ruhe kommen, wenn ich sie vor mir sehe oder wenn ich die Augen schließe und sie mir vorstelle. Zu diesen Bildern gehört das Bild des Hirten, der seine Schafe weidet. Es stellt sich ein Glücksgefühl ein, wenn ich bei einer Wanderung in den Bergen eine Schafherde wahrnehme und für einen Moment ist alle Hektik vergessen. Das Bild des Hirten wirkt idyllisch und weckt die Sehnsucht nach einem harmonischen Zusammenleben mit der Natur.

Jesus Christus behauptet von sich, wie ein guter Hirte zu sein, der eine Beziehung zu seinen Schafen hat, der sie sich vertraut gemacht hat. Gott ist wie ein Hirte, der sich um uns Menschen kümmert wie der Hirte um seine Herde. Das Bild des Hirten und der Herde rührt so eine Tiefenschicht unserer Seele an, greift die Sehnsucht auf nach Geborgenheit oder nach einer sicheren Wegleitung.

Ein Hirte muss seiner Herde den Weg weisen, er muss die Schafe zusammenhalten, Verlaufene zurückführen und sie vor Gefahr beschützen. Er muss sie zu den guten Weideplätzen bringen. Und er spricht den Schafen Mut zu, wenn sie durch finstere Schluchten oder unwegsames Gelände gehen müssen. Der Hirte zieht mit den Schafen; seine Arbeit ist nicht getan, wenn die Sonne unter gegangen ist. Er muss bei den Schafen bleiben. In gewisser Weise gibt er sein Leben für seine Schafe.

Jesus sagt von sich aus: „Ich bin der gute Hirte“. „Niemand wird die Schafe meiner Hand entreißen“.  Und tief im Herzen spüren wir: So muss Gott sein. Er hält mich, in seiner Hand bin ich geborgen, es kann nichts wirklich schief gehen.

In diesen Tagen hat das Konklave einen neuen Papst gewählt. Der Papst ist Nachfolger des Apostels Petrus, dem Jesus selbst die Führung seiner Kirche anvertraut hat. In seinem Dienst verkörpert der Papst das Ideal des dienenden Hirten, der nicht herrscht, sondern liebt, begleitet und schützt. Mit dem neuen Papst Leo XIV. haben wir einen Hirten erhalten, der in einer zerrissenen Welt Brücken bauen und Hoffnung schenken will. Schon in seinem ersten Gruß an die Gläubigen sprach er vom auferstandenen Christus als dem „guten Hirten, der sein Leben für die Herde Gottes hingegeben hat“ – und stellte sich selbst in diese Nachfolge.

Er versteht sich nicht als Herrscher, sondern als Diener der Gemeinschaft, als einer, der zuhört, begleitet und mitgeht. Er versteht sich als guter Hirte, der die Kirche in einer Zeit großer Herausforderungen führen will. Als Ordensmann sagte er in Anlehnung an den heiligen Augustinus: „Mit euch bin ich Christ, für euch bin ich Bischof.“Damit betont er seine Nähe zu den Menschen und seine Rolle als Diener der Gemeinschaft.

Seine erste Ansprache begann er mit dem Wort: Pace – Frieden. Er sprach vom Frieden – einem „entwaffnenden, demütigen, beharrlichen Frieden“ – und stellte sich damit in den Dienst einer zerrissenen Welt. Sein Friedensgruß, zeigt, dass dieser Papst nicht nur ein geistlicher Führer, sondern auch ein Mahner zum Frieden ist – in einer Welt, die von Konflikten und Spaltungen geprägt ist. 

Gebet:

Herr Jesus Christus, du bist der gute Hirte.
Du führst deine Kirche durch die Zeiten.
Wir bitten dich für unseren neuen Papst Leo XIV.

Segne ihn in seinem Hirtendienst.

Pater Mariusz Kowalski SDS