Am Pfingstmontag beginnt die nähere Vorbereitung des Heilig-Blut-Festes. Da versammeln sich die Gruppenführer und -führerinnen der 70 Reitergruppen, die etwa 1000 Reiterinnen und Reiter bei der Prozession vertreten, zum Gottesdienst und anschließend zum Arbeitsfrühschoppen.

Niemand sieht in einer Zusammenschau all die Vorbereitungen für dieses Fest, die von der Stadt über die Kirche und vielen Einzelpersonen bis hin zu den einzelnen Gruppen zuhause geschehen, damit dann, wenn es so weit ist, alles passt und gelingt und es ein Fest der Freude werden kann mit etwa 1500 Pilgerinnen und Pilgern beim Pontifikalamt.

Ein Fest der Freude ist es immer. Und das obwohl das Thema des Tages an sich ein sehr ernstes ist. Wir verehren das heilige Blut, das in der Heilig-Blut-Reliquie auf dem Gottesberg gefasst ist. Ob es wirklich Blut ist, das Jesus am Kreuz vergossen hat? Niemand kann es nachweisen, auf jeden Fall aber ist die Reliquie ein drastisches Zeichen, das unmissverständlich auf die Hingabe Jesu am Kreuz verweist. Für diese Hingabe steht die Heilig-Blut-Reliquie.

Jesus hat sein Leben gegeben, – kann man das mit einem frohen Fest feiern? – Könnten wir nicht, wenn Jesus am Kreuz gescheitert wäre, aber er ist auferstanden und das heißt, seine Hingabe ist ein Ereignis in Gott selbst zum Heil der Menschen.

Was Jesus erleidet, geht am Vater nicht spurlos vorbei, vielmehr leidet er mit, ist zutiefst berührt. Was hier geschieht, ist Aufarbeitung von Unrecht, damit es nicht ewig neues Unrecht hervorbringt. Unrecht wird ja nicht einfach mit einem Schwamm weggewischt; um es aus der Welt zu schaffen, muss es angenommen, durchlitten und vergeben werden. Diese Erfahrung können wir alle machen, wenn wir einmal versuchen, einem Unrecht die Macht zu nehmen, sein Unwesen fortzuschreiben. Das Leiden Jesu, an dem auch der Vater leidet, ist der Prozess der Aufarbeitung von Unrecht im göttlichen Maßstab, der am Ende allem Unrecht in der Welt seine Macht nimmt, sich ewig fortzuzeugen.

Damit ist zwar die Welt noch nicht heil, aber für alle Übertäter ist jetzt der Weg frei, umzukehren und sich Gott und dem Mitmenschen zuzuwenden. Auf diese Umkehr aber wartet Gott nicht im Lehnstuhl, die Hingabe Jesu ist vielmehr auch die Hingabe des guten Hirten, der das verlorene Schaf sucht, bis er es findet. Der Macht der Liebe Gottes traue ich zu, dass sie auch noch das verschlossenste Herz berührt und wandelt, damit es sich der Sonne, dem Licht Gottes zuwenden kann.

So wird einmal ein neuer Himmel und eine neue Erde werden, so wird einmal jeder Mensch und die ganze Schöpfung Heilung und Heil finden. Da ist das Ende des scheinbar ewigen Gegensatzes von Gut und Böse, von Himmel und Hölle, das ist es, was ich Erlösung, Himmel nenne.

Diese Erlösung, dieser Himmel ist noch nicht vollendet, weil wir noch nicht alle und noch nicht ganz den freien Weg wählen und uns zu Gott und zum Nächsten hinwenden, aber die Hingabe Jesu macht die Hoffnung stark, begründet in uns die Überzeugung, dass es einmal so kommen wird, dass am Ende alles gut wird.

Das ist der Grund, warum wir angesichts der Hingabe Jesu bis in den Tod froh sind, ja dass wir diese Hingabe feiern, hoch zu Ross und mit Pauken und Trompeten, denn in ihm ist unser Heil, das Heil jedes Menschen und der ganzen Schöpfung begründet.

Hier geht es um das Zentrum unseres Glaubens und unserer Hoffnung. Deshalb finde ich es immer als eine Ehre, dass wir auf dem Gottesberg ein starkes Zeichen für diese Mitte unseres Glaubens hüten und nichts weniger als Erlösung und Heil feiern dürfen.

Pater Konrad Werder