„Bleibe bei uns, Herr!“ – das ist das kurze Gebet, das die beiden Jünger bei der Begegnung mit dem auferstandenen Herrn an IHN gerichtet haben.
Bild: Mit Jesus auf dem Weg nach Emmaus – P. Ivo Schaible SDS
Die Geschichte der Jünger, die nach Emmaus gehen, in Verbindung mit dem Bild von Pater Ivo gehört für mich seit langem zu den schönsten und beeindruckendsten Erzählungen der Bibel.
Ich denke, diese Erzählung berührt nicht nur mich, sondern viele Menschen immer wieder auf’s Neue, weil wir uns in den beiden Emmausjüngern gut selbst wiederfinden können, weil es uns oft so oder zumindest ähnlich geht wie diesen beiden, die unterwegs sind zwischen Angst und Hoffnung, Trauer und Freude, Enttäuschung und Zuversicht. Im Weg der beiden Jünger können wir ein Sinnbild sehen für unseren eigenen Lebens- und Glaubensweg.
Als Christinnen und Christen sind wir auf den Weg Jesu gestellt worden, der durch das Dunkel von Leid und Tod in das österliche Licht des neuen Lebens führt. Auch für unser Leben und für den Weg aller Menschen gilt: der Karfreitag ist nicht die Endstation, der Tod hat nicht das letzte Wort in unserer Welt, auch wenn es ganz anders scheint. Die Heilige Woche und die Osterzeit ist wie ein Weg.
Diese Weg-Geschichte erzählt nicht nur von einem Ereignis in längst vergangener Zeit in einem fernen Land mit Orten namens Jerusalem und Emmaus. Sie erzählt auch die Geschichte von jetzt und heute. Sie erzählt etwas von unserem Leben, von Hoffnung und Enttäuschung, von Krise und Trauer, von Einsamkeit und Sehnsucht. Ja, die heutige Situation in der Welt mit so vielen Kriegen und der heutige Mensch, der erfüllt ist mit der Angst vor der Zukunft, erinnern mich an die Situation der beiden Jünger, die unterwegs sind.
Die Jünger auf dem Weg nach Emmaus laden Jesus ein: bleib doch bei uns, und er lässt sich einladen. Beten wir immer wieder mit den Emmaus-Jüngern: „Bleibe bei uns, Herr!“ Bleibe mit uns auf dem Weg, auf den leichten und schweren Wegen, auf den Leidens- und Trauerwegen vieler Menschen und auf den versperrten Wegen. Herr, bleibe bei uns! Lass uns an das neue Leben glauben, an neue Chancen, an Hoffnung für die Kranken, an Freude für Traurigen und Einsamen. Bleibe bei uns und geh mit uns Schritt für Schritt. Wir hoffen, irgendwann, bald, werden wir Dich „in unserem Emmaus“ beim Brotbrechen wiedererkennen.
Pater Mariusz Kowalski SDS