Hilde Domin hat einmal gesagt „der Wunsch, verschont zu bleiben, taugt nicht.“ Und mit dieser Wirklichkeit werden wir in der Fastenzeit konfrontiert. Mit einer großen „Klarheit“: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst.“ (Gen 3,19) So lautet ein Schriftzitat, das beim Auflegen der Asche am Aschermittwoch gesprochen wird.

Und dieser Wirklichkeit können wir nicht entkommen. Genauso wenig, wie wir über unseren Schatten springen können. Wir sollten uns dieser Wirklichkeit stellen, lernen mit ihr umzugehen. Fastenzeit ist ein Innehalten, ein sich Bewusstmachen, dass wir, dass alles endlich ist. Das soll uns aber nicht beängstigen, sondern unseren Blick aufs Leben schärfen.

 

Wir werden eingetaucht

und mit dem Wasser der Sintflut gewaschen,

wir werden durchnässt

bis auf die Herzhaut.

Der Wunsch nach der Landschaft

diesseits der Tränengrenze

taugt nicht,

der Wunsch, den Blütenfrühling zu halten,

der Wunsch, verschont zu bleiben,

taugt nicht.

Es taugt die Bitte,

dass bei Sonnenaufgang die Taube

den Zweig vom Ölbaum bringe.

Dass die Frucht so bunt wie die Blüte sei,

dass noch die Blätter der Rose am Boden

eine leuchtende Krone bilden.

Und dass wir aus der Flut,

dass wir aus der Löwengrube und dem feurigen Ofen

immer versehrter und immer heiler

stets von neuem

zu uns selbst

entlassen werden.

(Hilde Domin)

 

 

 

Pater Philipp Sauter

Foto: Amplitudy,Grzegorz Krupa, Pixabay