Manchmal ist es das Unspektakuläre, Alltägliche, ein Ereignis, das von Dritten kaum wahrgenommen wird, das zu einem Startpunkt für etwas Besonderes im eigenen Leben wird. Im Leben Jesu kann man seine Taufe im Jordan als den herausragenden Startpunkt für seine öffentliche Sendung bezeichnen.
Die Taufe Jesu wird im Markusevangelium, das in diesem Jahr in der Liturgie gelesen wird, recht nüchtern und knapp geschildert: „In jenen Tagen kam Jesus aus Nazaret in Galiläa und ließ sich von Johannes im Jordan taufen. Und sogleich, als er aus dem Wasser stieg, sah er, dass der Himmel aufriss und der Geist wie eine Taube auf ihn herabkam. Und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden. Und sogleich trieb der Geist Jesus in die Wüste.“ (Mk 1,9-12) Jesus ist plötzlich mitten im Geschehen, reiht sich wohl in die Schlange der Wartenden ein, sieht die Taube, vernimmt die Stimme aus dem Himmel, die ihn direkt anspricht, und verlässt schweigend, kommentarlos die Szene in Richtung Wüste.
Fragen kommen auf: Haben Johannes oder die anderen Umstehenden die Stimme überhaupt hören können? Hat Johannes Jesus als den erkannt, den er angekündigt hat? Diese Fragen lässt der Text unbeantwortet.
Nach Markus: Dieser zentrale Startpunkt für die Geschichte Jesu und der Menschen – für Dritte nicht wahrnehmbar: Das Wirken Gottes, das Wort Gottes, der Geist Gottes werden nicht erkannt, nicht gehört, nicht wahrgenommen. – Berührt mich dies, vielleicht ein Spiegel der Wirklichkeit?
Rückblickend auf die hinter uns liegende Weihnachtszeit lässt sich der Gedanke ergänzen: Was heißt es für mich, dass Gott Mensch wurde, irgendwo draußen, an einem unbedeutenden Ort, unspektakulär, unbemerkt?
Gott unter uns, auch draußen, klein, oft unerkannt, mitten in der Menge, auch schweigend und doch wirkmächtig.
Die Taufszene nach Markus, das zurückliegende Weihnachtsfest werden zu einer Einladung, mit diesem Gott zu rechnen, da wir wieder in den Alltag gehen und das Festgeläute der Weihnachtszeit verstummt ist.
Es gilt, immer neu zu lernen und sich die Offenheit zu behalten, auch im Unspektakulären einen Startpunkt für eine wichtige Etappe zu entdecken. Es kann durchaus entlasten, dass Gott uns auch anspricht, wenn wir in der Schlange, mitten unter den anderen stehen und nicht auf dem Präsentierteller.
Pater Heribert Kerschgens SDS