Am 7. September hat der Salvatorianer Pater Stephan Horn seinen 90. Geburtstag im Kreis der Mitbrüder in Bad Wurzach gefeiert. Eine akademische Geburtstagsfeier fand am 21. September im Studienhaus Johannes von Damaskus in Baden bei Wien statt, denn Pater Stephan ist nicht nur Ordensmann, sondern auch Wissenschaftler. Als Professor für Dogmatik hat er einige Jahre in Augsburg gelehrt; später unterrichtete er als Professor für Fundamentaltheologie an der Universität Passau. Zuletzt war er als väterlich-geistlicher Begleiter an der Gründung des Wissenschaftlichen Zentrums für Orient- und Okzident-Studien und des zugehörigen Studienhauses in Baden bei Wien beteiligt, wo nun die Feier stattfand.
Am Anfang des Tages stand der Gottesdienst in der neuen Kapelle des Studienhauses, der vom Abt des Stiftes Heiligenkreuz Prälat Dr. Maximilian Heim gehalten wurde. Beim Festakt beleuchteten Wegbegleiter von Pater Stephan auf erfrischende Weise den Lebensweg des Ordensmanns und Theologen: Es gab manches zu lachen und zu schmunzeln.
Den Höhepunkt bildete die Laudatio des Erzbischofs von Wien Kardinal Christoph Schönborn. Wie der Jubilar selbst gehört auch Kardinal Schönborn zum Schülerkreis Joseph Ratzingers. Er zeichnete den akademischen Weg von Pater Stephan nach, indem er die Beziehung des Jubilars zur Theologie Ratzingers in den unterschiedlichen Perioden von dessen Tätigkeit darstellte: als Theologieprofessor, als Kardinal und Glaubenspräfekt und als Papst.
Den Abschluss der Feierstunde bildete die Vorstellung einer aktuellen Buchpublikation. Zusammen mit zwei Freunden aus dem Ratzinger-Schülerkreis hat Pater Stephan Studien über sein theologisches Lebensthema veröffentlicht: den Primat des Bischofs von Rom.
Prof. P. Dr. Ephräm Lomidze stellte in einer erhellenden Rezension das Werk vor. Er betonte, dass es dem Wissenschaftler Stephan Horn gelungen sei, das Ringen um die Stellung des Bischofs von Rom auf dem Konzil von Chalcedon (451) trotz der unübersichtlichen Dokumentenlage luzide darzustellen. Es zeige sich, dass es dem damaligen Papst Leo d.Gr. darum gegangen sei, in einer synodalen Auseinandersetzung seine eigene Lehre anhand der Tradition überprüfen zu lassen. Dieses frühe Zeugnis für ein wirklich synodales Handeln mache Hoffnung für das ökumenische Gespräch zwischen katholischer Kirche im Westen und den orthodoxen Kirchen im Osten, da schon Leo d. Gr. dazu bereit gewesen sei, sich in einen Prozess der Glaubensklärung und -prüfung zu begeben.
Nach all der geistlichen und geistigen Nahrung kam auch das leibliche Wohl nicht zu kurz. Mit etwa vierzig Freunden, Mitbrüdern, Bekannten und Wegbegleitern wurde ein frohes Fest gefeiert.
Zur Person:
Geboren am 7. September 1934 machte Otto Horn im Jahr 1954 sein Abitur am Gymnasium Salvatorkolleg in Bad Wurzach und trat im selben Jahr in das Noviziat der Salvatorianer in Passau ein. Nach dem Studium in Passau erfolgte eine theologische Promotion bei Prof. Michael Schmaus in München. Als junger Theologe war Pater Stephan O. Horn dann der letzte wissenschaftliche Assistent von Prof. Joseph Ratzinger in Regensburg. Nach dessen Ernennung zum Erzbischof von München und Freising, zum Präfekten der Glaubenskongregation und später nach der Wahl zum Papst, leitete Pater Stephan Horn den Schülerkreis Joseph Ratzinger / Papst Benedikt XVI. In dieser Funktion hielt er engen Kontakt zu seinem akademischen Lehrer und späteren Kardinal und Papst und organisierte die jährlichen Treffen des Schülerkreises – zuerst in Deutschland und später, nach der Wahl Ratzingers zum Papst, in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo. Pater Stephan war auch an der Gründung der Joseph Ratzinger / Papst Benedikt-Stiftung maßgeblich beteiligt. Bis ins letzte Lebensjahr des Papstes hielt der gute Kontakt an.
Der Ordensgemeinschaft stand der Jubilar mit seiner wissenschaftlichen Expertise immer zur Verfügung. So war er an der Erstellung der neuen Ordensregeln nach dem 2. Vatikanischen Konzil beteiligt und war lange Jahre Mitglied der für die Erforschung der salvatorianischen Spiritualität so wichtigen Charisma-Kommission. Seit dem Jahr 2000 übte er zuerst das Amt des Vize-Postulators für den Seligsprechungsprozesse aus, bevor er im Jahr 2009 als Postulator für einige Jahr hauptverantwortlich war. In dieser Phase konnte er eine entscheidende Studie zum Seligsprechungsprozess beisteuern.
Das erwähnte Buch trägt folgenden Titel:
Stephan O. Horn, Martin Trimpe, Vincent Twomey: Der Römische Primat – angefragt in Zeiten des Umbruchs. Nicäa, Konstantinopel, Chalcedon und Reformation in England. (Theologische Orient&Okzident-Studien Band 7, EOS Verlag Sankt Ottilien, 2024)