Bereits im Januar 2023 hat unser Mitbruder Pater Stephan Horn einen sehr persönlichen Nachruf auf den verstorbenen Papst Emeritus Benedikt XVI. (Joseph Ratzinger) verfasst. Dieser wurde in den vom Generalat der Salvatorianer herausgegebenen „Informationes“ veröffentlicht. Wir möchten diesen Nachruf über unsere Homepage einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich machen.
Stephan Horn, der jetzt in Bad Wurzach und in Wien lebt, war der letzte wissenschaftliche Assistent von Professor Joseph Ratzinger in Regensburg. Nach der Berufung von Joseph Ratzinger zum Erzbischof von München und Freising und später zum Präfekten der Glaubenskongregation, war Pater Stephan lange Jahre Sprecher des Schülerkreises und verantwortlich in der Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI.-Stiftung. In beiden Positionen ist P. Stephan dem späteren Papst Benedikt regelmäßig begegnet und war über Jahrzehnte mit ihm verbunden.
Hier der Nachruf von Pater Stephan Horn:
„Abschied von einem Vater
Es war für mich eine der größten Gnaden, dass Gottes Vorsehung mich zu Joseph Ratzinger geführt hat. Mein erster theologischer Mentor, der Passauer Dogmatikprofessor Alois Winklhofer, hatte mir zum Generalkapitel 1969, an dem ich teilnahm, den Wunsch zukommen lassen, ich möchte mich habilitieren. Da dies ganz dem Wunsch meiner Oberen entsprach, viel weniger aber meinem eigenen, fügte ich mich. Gerade in diesem Augenblick war Prof. Ratzinger von Tübingen nach Regensburg gekommen. Und so fand ich mich bald als Habilitand inmitten seiner Schüler. Zwei Jahre später wurde ich sein Assistent, auch weil ich schon in München promoviert hatte. Diese Studienjahre waren für mich Jahre, in denen die Freude an der Theologie in mir immer größer wurde. So oft wir, seine Schüler in Regenburg – es waren etwa fünfundzwanzig – im Priesterseminar zusammenkamen, feierten wir zuerst die hl. Messe, bei der zumeist er das Wort Gottes auslegte. Erst dann legte jeweils einer von uns einen Teil seiner Forschungsarbeit vor, über die wir dann zusammen mit unserem Lehrer lebhaft und in großer Freiheit diskutierten. Auf diese diskrete Weise brachte er unsere Arbeiten voran.
Als er dann als Erzbischof und Kardinal in München wirkte und wenige Jahre später als Präfekt der Kongregation für die Glaubenslehre nach Rom gerufen wurde, trafen wir uns, die wir vorher an verschiedenen Universitätsorten bei ihm waren, nun gemeinsam als sein Schülerkreis (wir waren insgesamt über fünfzig) fast jedes Jahr mit ihm zu mehrtätigen Treffen, in denen wir uns mit ganz unterschiedlichen Referenten trafen und zugleich miteinander Liturgie feierten, aber auch fröhlich beisammen waren oder auch ihm unsere Nöte persönlich vorlegen konnten. Das blieb so, auch als er Papst geworden war. Damals gründeten wir zu seiner Freude einen Neuen Schülerkreis von jungen Theologinnen und Theologen, die über seine Theologie arbeiteten; ein Teil von ihnen waren orthodox. Oft traf ich ihn persönlich, um solche Treffen vorzubereiten. Da konnte es auch geschehen, dass er sich über den Stand der Seligsprechung unseres Gründers erkundigte.
Beitragsbild: Gemeinfrei: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Pope_Benedict_XVI_2.jpg; Peter Nguyen
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