„Wir können nicht ermessen, was Sie den Menschen geschenkt haben“ (Genn)
Es ist ein Abschied nach 67 Jahren: So lange haben die Patres der sogenannten Societas Divini Salvatores, übersetzt Gesellschaft des Göttlichen Heilands, das Leben in der Pfarrei St. Gottfried am Düesbergweg geprägt. Am 27. Juni verabschiedeten sich Pater Marek Bednarski und Pater Hubert Vogel mit einem Gottesdienst in der St.-Gottfried-Kirche, an dem auch Münsters Bischof, Dr. Felix Genn, Provinzial Pater Hubert Veeser und viele ehemals in St. Gottfried tätige Salvatorianerinnen und Salvatorianer teilnahmen. Auch Pater Hubertus Görgens, den seine Wege gleich mehrmals in die Pfarrei geführt hatten, war angereist. Der Orden schließt seine Niederlassung in Münster. Bereits mit der Fusion der beiden Pfarreien St. Gottfried und St. Joseph Münster-Süd am 11. Juni hatten die beiden Salvatorianer-Patres Pater Marek und Pater Hubert die Leitung der Pfarrei abgegeben.
„Auch wenn der Anlass heute schmerzt, sind wir doch erfüllt von Dankbarkeit“, betonte Bischof Genn zu Beginn. „Wir sind froh und dankbar, dass wir fast 70 Jahre lang hier in Münster Anteil an der Botschaft und Sendung der Salvatorianer haben durften und können nicht ermessen, was die Schwestern und Brüder den Menschen hier in dieser Zeit geschenkt haben“, fasste er zusammen. Als Pater Franziskus Jordan, der Gründer der Gemeinschaft, Ende des 19. Jahrhunderts, Frauen und Männer zu einer Gemeinschaft gesammelt und sie „Gemeinschaft des Erlösers“ genannt habe, habe die Herausforderung darin bestanden, den Menschen zu verdeutlichen, dass Jesus Christus der Erlöser sei. „Diese Provokation, diese Sendung gilt bis heute.“ Sei es früher selbstverständlich gewesen, Christin oder Christ zu sein, komme es heute darauf an, „nicht so sehr die Institution im Blick zu haben, sondern den Wert zu entdecken, der in Jesus steckt“, erklärte Genn. Auch wenn die Menschen in dem Pfarreigebiet mit der Aufhebung der selbstständigen Pfarrei und dem Weggang der Salvatorianer tiefe Einschnitte erfahren würden: „Eins bleibt: der Weg der Nachfolge Jesu, auf dem wir gemeinsam unterwegs sind.“
In Gruß- und Dankesworten wurde am Ende das jahrzehntelange Wirken der Salvatorianer gewürdigt. „Die Salvatorianer waren für unsere Gemeinde ein Segen“, betonte Rolf Lodde vom Kirchenvorstand. Und auch Manuela Kuhnert, Leiterin des Maria-Hötte-Stifts, brachte ihren Dank für den seelsorglichen Dienst an den alten und kranken Menschen zum Ausdruck: „Mit Ihrem Weggang geht eine Ära zu Ende. Sie hinterlassen Spuren und werden selbst neue Wege gehen“, verdeutlichte Kuhnert. Der evangelische Mitbruder, Pfarrer Arndt H. Menze, dankte besonders Pater Marek für seine langjährige Freundschaft: „Du hast in mir ein ökumenisches Fundament wachsen lassen.“
Abschied: Pater Marek (rechts) und Pater Hubert (3. Von rechts) hatten zuletzt in der Niederlassung der Salvatorianer in Münster gelebt.
Genn: „Wir können nicht ermessen, was die Schwestern und Brüder den Menschen hier in dieser Zeit geschenkt haben“, betonte Bischof Genn.
Pater Marek, der 1995 als Kaplan nach Münster kam und später Pfarrer wurde, hat die Hälfte seines Lebens in der Pfarrei St. Gottfried verbracht. „Es war eine gute Zeit, die durch Sie und Euch bereichert wurde. Ich wurde hier gestärkt und werde jetzt woanders das Wort Gottes verkünden. Ich werde weiter wachsen, genauso wie Sie – mit neuen Menschen, an neuen Orten. Die Mitte aber bleibt: Jesus Christus.“ Pater Mareks neues Zuhause steht bereits fest: Er wird ins Provinzhaus nach München wechseln und das Team der Pfarrei St. Willibald unterstützen.
Wie schwer den Salvatorianern die Schließung der Niederlassung in Münster fällt, betonte Provinzial Pater Hubert Veeser. „Auf dem Weg von München nach Münster gestern fühlte es sich an, als würden wir zu einer Beerdigung fahren“, beschrieb er. Doch den tiefgreifenden Veränderungen in Kirche und Gesellschaft müsse sich auch der Orden stellen. Die Patres werden älter, es fehle der Nachwuchs. Aus acht Niederlassungen der Salvatorianer in Deutschland werden vier. Doch es gebe auch Lichtblicke, betonte der Provinzial, und verwies auf eine ungewöhnlich hohe Zahl von Berufungen, besonders aus Münster: In den vergangenen Jahren sind gleich vier Frauen und ein Mann aus der Pfarrei St. Gottfried in den Orden der Salvatorianer eingetreten. „Das ist ein Zeichen dafür, wie sehr unsere Gemeinschaft die Menschen hier geprägt hat und wie viele Menschen hier ihren Glauben lebendig leben. Das alles bleibt.“
1953 erhielten die Salvatorianer den Auftrag zur Betreuung der neu zu gründenden Pfarrei St. Gottfried von dem damaligen Bischof von Münster, Dr. Michael Keller. Als in den Jahren 1968 bis 1976 die Großsiedlung Berg Fidel entstand, übernahmen die Salvatorianer auch dort die Seelsorge sowie die Leitung des 1974 eingerichteten Maximilian Kolbe Hauses. Die Pfarrei hatte Zeit, sich auf die aktuellen Veränderungen einzustellen. Bereits vor drei Jahren hatte das Provinzkapitel des Ordens in München das Ende des Klosters in Münster beschlossen. Mit dem angekündigten Weggang der Patres aus St. Gottfried war auch die Fusion der Kirchengemeinde beschlossen.
Gottfried: In der St.-Gottfried-Kirche nahmen die Salvatorianer nach 67 Jahren Abschied von Münster.
Pater Marek: Pater Marek (am Ambo) wird ins Provinzhaus nach München wechseln und das Team der Pfarrei St. Willibald unterstützen.
Fotos: Bischöfliche Pressestelle/Ann-Christin Ladermann
Text: Pressedienst Bistum Münster 13.07.20
Hinterlasse einen Kommentar